Aggressives Kind: hauen, beißen, schubsen

Erste Hilfe für Alltagskonflikte mit deinem Kind

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Ein aggressives Kind zu haben, ist vielen Eltern peinlich.

Wenn das eigene Kind andere schlägt, beißt, kratzt, kneift, schubst oder tritt ist das für Eltern sehr unangenehm. Wenn es öfter passiert, sind viele Eltern ratlos, was sie dagegen tun können, und ob die Form der Aggression noch normal ist. Tatsächlich ist aggressives Verhalten bei Kindern bis zu einem gewissen Grad völlig normal. Den Kleinen fehlt in der Regel einfach noch die Möglichkeit, sich anders auszudrücken und sich selbst ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Ein aggressives Kind hat diese Strategie als Art der Kommunikation gewählt.

Ab dem Alter von knapp zwei Jahren beginnt sich das Sozialverhalten bei Kindern zu entwickeln. Ein Kind lernt in dem Zeitraum, seine Bedürfnisse zu zeigen und sie mit den Bedürfnissen der anderen Menschen abzustimmen. Konflikte werden dabei häufig über aggressives Verhalten gelöst, wie hauen, kratzen, beißen oder etwas umwerfen. Da dein Kind sich noch nicht mit Worten adäquat ausdrücken kann, was es will, greift es zu diesem Mittel, um seinem Ärger Luft zu machen und für seine Bedürfnisse zu kämpfen. Ein aggressives Kind wird mit zunehmender Sprachkompetenz ruhiger, wenn das der Grund für die Aggression ist.

Ein gewisses Maß an Aggressivität im Alter von zwei bis circa vier Jahren ist ganz normal.

In der Regel nimmt die Hau- und Beißphase ab dem vierten Lebensjahr deutlich ab.

Es ist wichtig, sich bei der Lösung von Konflikten immer wieder zu vergegenwärtigen, dass Kinder im Kleinkindalter über viele Fähigkeiten noch nicht verfügen: etwa, die Wirkung des eigenen Verhaltens auf andere vorauszusehen, Missverständnisse zu verstehen oder Handlungen anderer auf zugrunde liegende Absichten zurückzuführen.

 

Wie verhalte ich mich, wenn mein aggressives Kind anderen gegenüber handgreiflich wird?

  • Vorausschauen: Schnelle, angemessene Intervention ist die beste Prävention
  • Greife sofort ein, wenn dein Kind anderen weh tut
  • Stelle dich ggf. zwischen die streitenden Parteien, um Schlimmeres zu verhindern
  • Stelle Augenkontakt her und gehe auf Augenhöhe
  • Erkläre ihm ruhig, aber ernst, dass er anderen nicht weh tun darf
  • Wenn es das Kind zulässt, berühre es und sprich es mit Namen an
  • Ergründe das Bedürfnis hinter dem Verhalten. Ist dein Kind ein aggressives Kind, weil gerade eines seiner Bedürfnisse übergangen wird?
  • Sucht dein Kind auf die Art und Weise deine Aufmerksamkeit?
  • Bedürfnisse (z.B. mangelnde Aufmerksamkeit) müssen nicht immer in der Situation gestillt werden, sondern viel mehr immer wieder, konstant und aufmerksam
  • Das Ziel ist, deinem Kind zu zeigen, dass es andere Wege der Bedürfnisbefriedigung gibt
  • Gib deinem Kind das Gefühl, dass sein Verhalten nichts an deinen Gefühlen für ihn ändert: „Ich bin immer noch deine Mama“
  • Wenn zwei sich streiten: Hüte dich vor einer Opfer-Täter-Kategorisierung, vor allem, wenn du nicht mitbekommen hast, von wem der Streit ausging
  • Bei älteren Kindern: Überlegt gemeinsam, was helfen könnte, wenn die Gefühle mal wieder überkochen (Stampfen, auf ein Kissen hauen; Bindungsspiel-Ideen)
  • Es ist wichtig, dass Wut und Aggression sich Bahn brechen, und nicht unterdrückt werden


Gerade kleine Kinder sind oft wütend und zornig und geraten in Konflikt miteinander. Es geht nicht darum, alle Konflikte und Aggressionen zu unterbinden. Konflikte sind etwas Alltägliches und Normales. Konfliktfähigkeit lernt man nur durch überstandene Konflikte.

Kinder brauchen die Gewissheit eines kompetenten, ihnen zugewandten Erwachsenen, der sie im Konfliktfall nicht alleine lässt. Gerade in der frühen Kindheit bedarf es für die gesunde Entwicklung Nähe, Regelmäßigkeit, Stabilität und Kontinuität.

Am allerwichtigsten ist es, die Bedürfnisäußerungen des Kindes wahrzunehmen. Prävention ist, dem Kind zu signalisieren, dass es verstanden wird. Empathie ist nicht angeboren und muss erst, bestenfalls an guten Beispielen, erlernt werden.

Der dänische Familientherapeut Jesper Juul zeigt ein Beispiel, wie du deinem (nicht mehr ganz so kleinen) Kind in diesen Situationen begegnen kannst:

„Mir gefällt es nicht, wenn du mich schlägst und ich will, dass du damit aufhörst! Trotzdem würde ich gerne wissen, womit ich dich so wütend gemacht habe?“

So bekommt dein Kind das Gefühl, dass du ihm zuhörst und an seinem Problem interessiert bist. Es fühlt sich trotz des Konflikts wertgeschätzt und wertvoll, und genau das braucht ein aggressives Kind.

 

Welche weiteren Gründe gibt es noch für aggressives Verhalten?

Kleine Kinder verfügen noch nicht über Impulskontrolle. Da ist Wut, Trauer, Frust … und das muss raus. In dem Alter ist es noch keine bewusste Handlung. Dein Kind verhält sich so aus einer Not heraus (aus seiner Sicht gesehen). Zeige Verständnis für die Not beider streitenden Kinder. Du könntest dem „aggressiven Kind“ die Stimme leihen und zum anderen Kind mit verstellter Stimme sagen: „Ich wollte dich nicht hauen, ich wollte mit dir spielen“.

Ein weiterer Grund für Aggression kann sein, dass dein Kind dir deine eigenen Gefühle spiegelt, also es deine eigene Wut in seinem Verhalten ausdrückt. Kinder sind sehr feinfühlig und sensibel, was die Gefühle anderer angeht. Selbst wenn du bestimmte Dinge nicht vor ihnen aussprichst, spüren sie deine Anspannung oder Traurigkeit. Diese Spannung kann sich auf dein Kind übertragen und sich letztendlich in Form von Aggressivität entladen. Und zack, hast du ein aggressives Kind, das dir deine eigenen Themen spiegelt.

Erörtere: Gibt es in der Familie Probleme, beispielsweise eine Trennung, eine Krankheit oder Überforderung? Versuche, eine Lösung zu finden, damit du wieder glücklich wirst.

Kommt die Aggression oft zu bestimmten Zeiten vor, z.B. abends, wenn dein Kind müde ist? Prüfe, ob dein Kind überstimuliert ist, überreizt vom Tag. Oder ob es noch etwas (zu) spannendes im Fernsehen gesehen hat – welche Rolle spielt Medienkonsum überhaupt in eurer Familie? Oder laute Kindermusik gehört hat. Schaffe Rituale, die deinem Kind helfen, sanft runterzukommen, z.B. Bücher lesen oder noch etwas puzzeln.

Aggressionen sind meist ein Hilferuf. Dein Kind lädt dich ein, einen Perspektivenwechsel vorzunehmen und dir die Welt aus seinen Augen anzusehen.

Tipp: Verbringt viel Zeit in der Natur. Das tut jedem gut, egal, ob Kind oder Erwachsenem und hilft, zu entspannen. Wichtig ist auch das freie Spiel zu ermöglichen, ohne Unterbrechungen von anderen Kindern, so dass dein Kind ganz in seine Welt eintauchen kann.

 

Beratung und Hilfe für bedürfnisorientierte Erziehung

Wünschst du dir Unterstützung? Ich begleite dich sehr gerne und erarbeite mit dir gemeinsam Strategien, die du in deiner Familie direkt umsetzen kannst.

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