Negative Gefuehle

Achtung: Negative Gefühle! [oder warum sie das Beste sind, was dir im Leben passieren kann]

Erste Hilfe für Alltagskonflikte mit deinem Kind

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In den Augen meines großen Sohnes (4) steigen Tränen auf.

Oh nein – negative Gefühle – bitte nicht!

So hätte ich früher gedacht.

Heute weiß ich etwas, was mich anders denken und handeln lässt.

Flehend schaut mein Sohn mich an und versucht es ein letztes Mal:

„Mama, ich möchte soooo gerne diese Kekse haben. Biiiiiitteeeee!“

Ich enttäusche ihn.

Findest du hart?

Bevor du urteilst:

Ich erkläre dir weiter unten, warum ich so gehandelt habe.

Die Tränen schießen aus seinen Augen und bahnen sich ihren Weg über sein Gesicht.

Der kleine Körper zittert ein wenig.

Mitten im Supermarkt nehme ich meinen Sohn in den Arm und halte ihn.

Die Enttäuschung muss raus.

Negative Gefühle dürfen da sein.

Wir stehen da, bis die Tränen versiegt sind.

Und siehe da:

Anschließend sind die Kekse gar kein Thema mehr.

Tränen befreien also.

Das geht Erwachsenen genauso.

Aber ist es gleich, welche Art von Tränen wir weinen?

Also, was der Auslöser unserer Tränen ist?

Nein!

Negative Gefuehle - Kind weint im Supermarkt

Studienlage: Weinen ist nicht gleich Weinen!

Schauen wir uns an, was der amerikanische Biochemiker Dr. William Frey dazu sagt.

Denn er hat die chemische Zusammensetzung menschlicher Tränen untersucht.

Er nahm zweierlei Untersuchungen vor:

Emotionale Tränen (z.B. beim Schauen eines traurigen Films).

Und Tränen, die durch Reizstoffe ausgelöst werden (z.B. beim Zwiebel schneiden).

Dabei machte er eine spannende Entdeckung:

Die Tränen, die durch Gefühle entstanden, unterschieden sich chemisch von denen, die durch Reizstoffe ausgelöst wurden.

Das Weinen ist also ein ganz besonderer Vorgang.

Weitere Analysen von Frey ergaben, dass sich in beiden Sorten von Tränen bestimmte, mit Stress zusammenhängende Substanzen befanden.

Das bedeutet, dass das Vergießen von Tränen möglicherweise darauf hinweist, dass sich der Körper durch Weinen von Stress entlastet.

Weinen sei vergleichbar mit anderen Prozessen, die im Körper vorgehen, wie Urinieren, Ausatmen, Menstruieren oder Schwitzen.

Negative Gefühle sind also gar nicht negativ!

Im Gegenteil:

Sie sind heilsam!

Negative Gefühle? Wer weinen kann, lebt gesünder

Heute weiß man:

Weinen spielt wahrscheinlich eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung eines heilsamen Gleichgewichts.

In zahlreichen Untersuchungen hat man einen Zusammenhang zwischen Weinen und der körperlichen Gesundheit festgestellt.

Dokumentiert ist beispielsweise, dass in manchen Fällen asthmatische Symptome nachließen und Hautausschläge verschwanden, sobald die Patienten anfingen zu weinen.

Negative Gefühle können also rausgeweint werden.

Zu weinen ist eine wichtige Handlung zur Reduzierung oder Eliminierung von Stress und sogar Traumata.

Das gilt übrigens für alle Menschen.

Wann hast du das letzte Mal geweint?

Vielleicht an der Schulter deiner besten Freundin, die Verständnis gezeigt hat für deinen Schmerz?

Oder du hast dich in ein Zimmer zurückgezogen, dein Gesicht in deine Hände vergraben und einfach losgeschluchzt?

Und weißt du noch, wie es dir danach ging? 

Warst du erleichtert?

Irgendwie befreit?

Genau!

Manche Psychotherapeuten empfehlen sogar, dass ihre Patienten einmal die Woche weinen sollen.

Denn sie wissen von der heilsamen Wirkung des Weinens.

Was wäre, wenn du mit diesem Wissen jetzt gleich startest, anders über negative Gefühle zu denken?

Vielleicht sind sie gar nicht mehr „negativ“, sondern heilsam!?

Und was macht es mit dir, wenn du darüber nachdenkst, wie es sich wohl auf die Gesundheit deiner Kinder auswirkt, wenn sie schon früh anfangen dürfen zu weinen?

Natürlich in deiner liebevollen Annahme und Begleitung, das ist in der Trotzphase mit 3 – oder davor und danach – ganz arg wichtig!

Weiter unten in diesem Artikel gehen wir noch einmal gesondert auf die Kinder ein.

Negative Gefuehle - Mann weint

Negative Gefühle verstärken - Was ist eine liebevolle Grenze?

Du fragst, wie die Geschichte mit meinem Sohn weiterging?

Nachdem er sich etwas beruhigt hatte, schaute er mich wieder fröhlich durch die noch feuchten Augen an.

Auf den Erregungszustand folgte nun eine sichtlich tiefe Entspannung.

Die negativen Gefühle – wie weggeblasen.

All die Stresssituationen des Tages weinte mein Sohn in dem Moment aus seinem kleinen Körper.

So dass er dann wieder fröhlich seiner Wege gehen konnte.

Er brauchte einen Aufhänger, der ihm hilft, in Tränen auszubrechen, damit die Last von ihm abfallen kann.

Mir wurde dies klar, nachdem ich feststellte, dass mein Sohn sehr fordernd wurde.

Er verlangte dies und jenes, explodierte bei den kleinsten Dingen.

Ich merkte, er sucht eine Möglichkeit, zu weinen und zu wüten.

Indem ich ihm eine sanfte, aber liebevolle Grenze setzte („es gibt jetzt keine Kekse!“), konnte er sich endlich von all dem angesammelten Stress befreien.

Wichtig ist mir zu betonen, dass wir unsere Kinder nicht mit ihren starken Gefühlen alleine lassen, sondern diese unbedingt liebevoll begleiten.

Die Trotzphase mit 3 – oder früher oder später – ist eine sehr emotionale Zeit.

Für alle Beteiligten.

Wenn die Kinder kleiner sind, ist es schön, wenn sie gehalten werden.

Bei größeren Kindern ist es gut, wenn man einfach da ist und wartet, ob und wann Nähe vom Kind gewünscht wird.

Negative Gefuehle - Mutter troestet

Negative Gefühle im Krankenhaus - ein weiteres Praxisbeispiel

Hinter uns lag eine emotional sehr belastende Zeit – für uns alle:

Ein 8-tägiger Krankenhausaufenthalt.

Glaube mir:

Negative Gefühle die schier kein Ende nahmen.

Eine Horrormeldung nach der Nächsten.

Mein Jüngster (damals 20 Monate alt) musste sich einigen Untersuchungen stellen, teilweise für ihn unangenehm oder sogar schmerzhaft.

Für mich glich die Zeit einer emotionalen Achterbahnfahrt.

Mein Mann war mit unserem Großen (fast 5) zu Hause, bangte und betete mit.

Der Große stand vor der Herausforderung, dass Mama, die fast fünf Jahre ständig an seiner Seite war, von jetzt auf gleich weg war.

Für alle Beteiligten eine schwere Zeit.

Eigentlich war es ganz anders geplant.

Aber es kommt ja meistens anders, als man denkt…

Mein Sohn hatte Angst - und ich gleich mit

Als ich mein Zertifikat zum Aware Parenting Instructor (Coach für bewusstes Elternsein) by Aletha Solter in den Händen hielt, war für mich klar:

Ich möchte so schnell wie möglich beginnen, das Wissen in die Welt zu tragen.

Ich möchte Online-Seminare  leiten, Vorträge halten, Kurse aufbauen, Einzelberatungen durchführen, Mütter und Väter begleiten.

Doch dann kam erst einmal alles anders, denn das Schicksal hatte andere Pläne mit mir:

Meine eigene Familie brauchte gerade meine ungeteilte Aufmerksamkeit:

Bei unserem damals 20-Monate alten Sohn stand der Verdacht auf einen Hirntumor im Raum.

Wir wurden in eine Klinik eingewiesen und mussten dort viele Tests und Untersuchungen über uns ergehen lassen.

Ich merkte meinem Sohn bereits in der Notaufnahme an, dass ihm vieles zusetzte:

Die grellen Lichter, die fremden Menschen, die an ihm herumhantierten, die Geräusche der Geräte und die ungewohnte, aufgeregte Stimmung.

All das machte ihm sichtlich Angst.

Die (erste) Nacht im Krankenhaus war jedoch erstaunlich entspannt, ich hätte erwartet, dass Finn die Erlebnisse des Tages in der Nacht verarbeiten, sich von Stress befreien muss.

Dass sich „negative“ Gefühle viel schneller zeigen würden.

Stattdessen schlief er friedlich in unserem selbstgebastelten Familienbett.

Doch die Entladung des Stresses sollte nicht lange auf sich warten lassen.

Kind hat Angst

Wie ich meinem Sohn half, seine negativen Gefühle auszudrücken

Schon am nächsten Morgen quengelte er, egal, was ich probierte, um ihn glücklich zu machen.

Nichts half.

Als Aware Parenting Instructor schrillen in dem Moment alle Alarmglocken, und ich verstand, dass sich mein Kind von dem erlebten Stress befreien muss.

Würde ich diesem Bedürfnis jetzt nicht nachkommen, wäre er seinen negativen Gefühlen weiterhin ausgeliefert.

Er würde wahrscheinlich den ganzen Tag quengeln, bis er sich endlich so richtig bei mir ausweinen darf.

Also setzte ich mich, mein Kind in meinen Armen haltend, auf den Boden und begann, ihm zuzuhören.

Ich hörte auf, ihn abzulenken und schenkte ihm stattdessen all meine Aufmerksamkeit:

Ich suchte Augenkontakt, redete mit ihm, sagte, dass ich für ihn da bin, dass er mir alles erzählen darf, erzählte ihm von Momenten, die er wohl als stressig empfunden haben könnte.

Vor allem in diesen Augenblicken schien ich den Nagel oft auf den Kopf zu treffen, denn er weinte genau dann noch heftiger.

Wie ich seine negativen Gefühle begleitete

Ich hielt ihn fest in meinen Armen, begleitete, hörte zu, war einfach DA.

Ich ließ seine negativen Gefühle zu.

Er weinte und weinte und ich war da und hielt ihn.

Nach etwa 45 Minuten merkte ich, dass sein Weinen in ein Schluchzen überging.

Es gab kleinere und dann größere Pausen.

Ich merkte, dass das berühmte Fass, das übergelaufen war, sich langsam aber sicher leerte.

Mein Kind befreite sich durch sein Weinen und die Tatsache, dass ich bei ihm war und ihn hielt, von seinem Stress und möglichen, im Zusammenhang stehenden Traumata.

Als er fertig war, schaute er mir noch einmal tief in die Augen, kuschelte sich dann an mich und schlief friedlich ein.

Baby schlaeft bei Mutter

Körperliche Anzeichen für seelischen Stress - der Ausdruck negativer Gefühle

Einige Tage später, wir hatten inzwischen einige Untersuchungen erfolgreich gemeistert, hatte Finn abends Bauchschmerzen.

Offensichtlich, denn sein Bauch war geschwollen und man sah, dass es ihn schmerzte.

Er schlief zwar zunächst ruhig ein, wachte aber schon bald wieder auf, krümmte sich, wälzte seinen kleinen Körper von rechts nach links und wieder zurück und schaute mich flehentlich an:

Bitte tu doch was.

Mein erster Impuls war, die Schwester zu rufen, damit man ihm die Schmerzen nimmt, wie auch immer.

Gesagt, getan.

Sie kam, gab ihm etwas und Finn schlief wieder ein.

Doch auch dieses Mal nur kurz.

Er erwachte ein weiteres Mal mit denselben Symptomen.

Stress kann auch auf den Bauch schlagen, das weiß ich aus eigener Erfahrung.

Und so entschied ich, ihn hochzunehmen, ihn zu halten und ihm zuzuhören, ohne dass ich ihm weitere Medikamente verabreichte.

Negative Gefuehle - Baby weint

Die heilende Wirkung des (begleiteten) Weinens

Er weinte etwa eine halbe Stunde lang.

„Erzählte“ mir von all den Dingen, die ihm in den letzten Tagen Angst gemacht haben.

Von Verunsicherung.

Von Menschen, die seine Grenzen nicht geachtet haben.

Menschen, die ihm näher kamen, als er das hätte haben wollen…

Nach dieser halben Stunde weinen, während ich ihn liebevoll in meinen Armen hielt, schlief er friedlich ein.

Auch wachte er in dieser Nacht nicht mehr auf, weder um mir „mitzuteilen“, dass es ihm nicht gut geht, noch wegen Bauchschmerzen.

Er schlief friedlich, ohne sich noch einmal zu krümmen oder sein Gesicht schmerzvoll zu verziehen.

Sein kleines Gesichtchen war völlig entspannt.

Die ganze Angst und Wut in seinem kleinen Bauch hat ihn so sehr gepiesackt, dass nicht mal die Medikamente ihm halfen.

Erst die Entlastung durch Weinen (während er gehalten wird) hat seinen kleinen wütenden Bauch geheilt.

Von Müttern, mit denen ich ins Gespräch kam über die Nachwehen von Krankenhausaufenthalten, erfuhr ich, dass ihre Kinder im Anschluss zu Hause häufig unausgeglichen oder aggressiv waren, nicht mehr kooperierten oder mit Angstzuständen konfrontiert wurden.

Wenn dein Kind noch jung ist, ist die Entlastung durch Weinen (während dein Kind von dir gehalten wird!) eine gute Methode zur Verarbeitung von Stress und Traumata.

Negative Gefuehle - Kleinkind schlaeft friedlich

Stressabbau bei älteren Kindern

Wenn dein Kind schon älter ist, kannst du genauso vorgehen wie oben beschrieben.

Lies dir hierzu meinen Artikel Trotzphase mit 3 nochmal genau durch.

Da steht wirklich alles drin, was du über Kinder plus-minus drei Jahre wissen musst.

Oder du wirkst mit Rollenspielen therapeutisch ein (einer ist der Arzt, der andere der Patient).

Auch denkbar ist folgendes:

Ihr stellt anhand von Puppen, Kuscheltieren oder anderen Gegenständen eine Szene aus dem Krankenhaus dar.

Nachdem mein kleiner Sohn und ich wieder aus dem Krankenhaus nach Hause kamen, wollte der Große (fast 5) ein paar Tage lang ständig „Arzt“ spielen.

Im Spiel verarbeitete er alles, was er von uns aus dem Krankenhaus mitbekommen hatte, zum Beispiel musste ich zum MRT und er wertete anschließend die Aufnahmen aus.

Oder er prüfte die Temperatur im Ohr, zog sich Handschuhe an vor den Untersuchungen und so weiter.

Ideal ist es zudem, wenn ihr gemeinsam lachen könnt, beispielsweise möchtest du bei deinem kleinen Patienten die Temperatur messen, steckst das Thermometer aber versehentlich in die Nase.

Dann in die Kniekehle usw.

Wundere dich sehr, dass das Gerät die Temperatur nicht misst.

Tue möglichst verdattert und so, als ob du die Welt nicht mehr verstehst.

Dein Kind wird sich vermutlich schlapplachen, und das ist gut so!

Grundsätzlich gilt:

Folge dem Lachen.

Denn nicht nur Weinen, sondern auch Lachen bringt Heilung und entlastet von Stress und Traumata.

Hier geht´s zum ganzen Artikel über Bindungsspiele.

 

Negative Gefühle gibt es nicht!

Kein einfaches Thema, oder?

Aber du siehst:

Mit ganz viel Einfühlung und Verständnis wirst du nicht nur die negativen Gefühle deines Kindes annehmen können.

Du wirst sie auch begleiten können, ohne, dass du daran zerbrichst.

Denn du weißt jetzt, was es braucht.

Gefühle – gleich welcher Art, ob „negativ“ oder positiv – sind wichtig.

Alle Gefühle dürfen da sein.

Sie sind ja sowieso schon da.

Warum also dagegen ansteuern?

Das kostet dich nur Kraft.

Nimm an, was ist.

Nimm dir die Zeit zu weinen und beobachte, wie du – oder dein Kind – sich danach besser fühlt.

Eben weil Weinen langfristig deine Gesundheit erhält, durch das Ausscheiden von Stresshormonen, die sich in den Tränen befinden.

Das Fazit des Artikels?

Negative Gefühle gibt es nicht.

Es gibt nur Gefühle.

Gleich welcher Art.

 

 

Und jetzt du:

Wann hast du das letzte Mal geweint?

Erzähle uns gerne in den Kommentaren, ob du bereits die gleiche Erfahrung machen konntest, dass es dir danach besser ging.

Und auch, was dir noch geholfen hat – beispielsweise ein Gespräch mit deiner besten Freundin, die starke Schulter deines Partners oder oder.

Wenn du dir Unterstützung durch einen Coach wünschst, dann wende dich an mich.

In einem persönlichen Gespräch lernen wir uns zunächst etwas kennen und beschnuppern uns.

Daraus kann eine Einzelberatung oder -begleitung werden, wenn es für uns beide passt.

Für einen ersten Eindruck, schau dir gerne dieses Video an.

Bleib stets verbunden, auch mit dir selbst.

Deine Jenniffer

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