Spielen mit Kindern ist etwas Wesentliches, was sie brauchen, um gesund groß zu werden.
Manchmal nutzen Kinder das Spiel, um zu lernen und zu entdecken, manchmal befreien sie sich durch das Lachen im Spiel von ihrem Stress, manchmal bespielen Kinder Erlebtes, um es zu verarbeiten.
Spielen mit Kindern ist also wichtg!
Es ist ihr Lebenselixier – ein Grundbedürfnis.
„Ja, stimmt“, magst du jetzt sagen… „Wenn da nicht der vollgepackte Alltag wäre! Ich habe einfach keinen Nerv dafür“…
In unserer schnelllebigen Welt ist kaum noch Zeit zum Luft holen.
Der Alltag ist durchgetaktet, wir hetzen von einem Termin zum anderen und sind abends nur noch froh, einmal durchatmen zu können.
Für Zeit und vor allem Spielen mit Kindern ist oft wenig Raum – Konflikte sind vorprogrammiert.
Dabei kann eine tägliche gemeinsame Spielzeit und das Spielen mit Kindern die Stimmung in der Familie deutlich verbessern und die Kooperationsbereitschaft der Kinder um ein Vielfaches erhöhen.
Denn was ist anstrengender nach einem langen Tag, als abends noch Machtkämpfe auszufechten und Diskussionen mit den Kindern zu führen?!

Lerne am Beispiel vom Mann mit der Axt
Vielen Eltern geht es wie dem Mann mit der Axt:
„Ein Spaziergänger trifft in einem Wald auf einen Holzfäller, der mühsam versucht, mit seiner stumpfen Axt einen Baum zu fällen.
Er tritt an ihn heran und fragt:
“Aber guter Mann, Ihre Axt ist ja ganz stumpf. Warum schärfen Sie sie denn nicht?”
Darauf antwortet der Arbeiter:
“Dafür habe ich keine Zeit, ich muss doch den Baum fällen…!”
Wie sieht es mit dir aus?

Bist du auch so mit deiner Aufgabe – also deinem Leben und deiner Arbeit – beschäftigt, dass du gar nicht bemerkst, wie viel schneller du mit einer schärferen Axt (neuem Wissen und neuen Fähigkeiten) vorankämst?
Ich möchte dich ermutigen:
Investiere Zeit in deine Kinder und vor allem in Zeit, in der du richtig eintauchst in das Spielen mit Kindern, und du wirst sofort eine positive Veränderung in eurer Familie erleben.
Bindungsspiele beispielsweise sind enorm wirkungsvoll und kraftvoll.
Zur direkten Umsetzung teile ich mit dir drei unserer Lieblingsbindungsspiele, so dass du sofort loslegen kannst:
Mein Kind will nicht mit nach Hause kommen

Du hast schon fünf Mal gesagt, du möchtest jetzt nach Hause gehen, zum Beispiel vom Spielplatz? Du bist genervt, weil dein Kind keinerlei Anstalten macht, dich und dein Bedürfnis ernstzunehmen?
Sage zu deinem Kind: „Lass uns so tun, als wären wir Rennautos. Ich wette, ich bin schneller am großen Baum als du.“
Du kannst auch ‚Pferde‘ wählen, je nachdem, was gerade bei euch angesagt ist.
Wichtig ist, dass du jetzt ein ziemlich lahmes Rennauto bist und dein Kind natürlich das Wettrennen gewinnt (Machtumkehrspiel).
Wenn du noch so tust, als ob du stolperst oder dich anderweitig albern zeigst, wirst du ziemlich sicher das Lachen deines Kindes fördern. Das Lachen beim Spielen mit Kindern trägt dazu bei, dass sich ihr inneres Stressgefäß leert. Dies gilt es zu fördern. Bindungsspiele sind dafür ein wunderbares Tool!
Mein Kind will nicht das Zimmer aufräumen
Gibt es etwas Langweiligeres, als aufräumen zu müssen? „Ich will lieber spielen!“, sagt das Kind.
Klar. Ich finde aufräumen auch nicht sooooo toll!
Ich weiß jedoch, wie Aufräumen sehr wohl Spaß machen kann: Mache ein Spiel daraus! Spielen mit Kindern darf Spaß machen! Und zwar dem Kind und natürlich auch dir! Wenn du dich auf das Spielen mit Kindern einlässt, förderst du die Kooperation und gleichzeitig die Nähe zwischen dir und deinem Kind.
Tut beispielsweise so, als wäret ihr die sieben Zwerge, die das Haus für Schneewittchen schönmachen. Oder ihr seid Bagger und Kipplaster, die die Holzklötzchen einsammeln. Oder Pferde, wenn die gerade aktueller sind, und ihr schaut, wie viel Spielzeug auf dem Pferderücken (deinem oder dem deines Kindes) Platz hat.

Mein Kind will sich nicht die Zähne putzen lassen

Hier ist wichtig, das du ideale Bedingungen schaffst: Dein Kind sollte weder übermüdet sein, noch aus einem anderen Spiel gerissen werden, in das es gerade vertieft ist.
Auch solltest du vorher die Bindung aktivieren, das heißt: Sei präsent, suche den Augenkontakt, suche das Gespräch, zeige Interesse an dem, was dein Kind gerade tut, lacht gemeinsam, berührt euch…
Dann erst legst du los:
Mache eine todernste Miene und sage zu deinem Kind: „Du darfst dir auf gar keinen Fall heute die Zähne putzen!“
Das „Auf-gar-keinen-Fall-Spiel“ funktioniert übrigens auch in vielen anderen Situationen.
Oder frage dein Kind, welches Kuscheltier ihm heute Abend die Zähne putzen darf. Gib dem Kuscheltier deine Stimme und erwecke es so zum Leben. Kinder finden das großartig!
Ich habe auch mal ein Nonsensspiel initiiert, indem ich eine große Badebürste genommen habe – eine, mit der man sich den Rücken schrubbt. Ich bin zu meinem Sohn (damals 5 Jahre alt) gegangen, und sagte: „So, es ist Zeit fürs Zähne putzen“, tat vor seinen Augen so, als würde ich massig Zahnpasta auf dem großen Bürstenkopf verteilen und ging zu ihm. Er schaute mich erstaunt an, fragte, ob das mein Ernst sei und ich nickte.
Was soll ich sagen: Ich hatte sofort seine volle Aufmerksamkeit und als wir dieses Spiel mit viel Lachen ein paar Minuten gespielt hatten, ließ er sich bereitwillig die Zähne putzen.
Du siehst, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Probier es aus. Es gibt kein Richtig und kein Falsch beim Spielen mit Kindern. Sei kreativ und folge dem Lachen!
Diese positiven sozialen Interaktionen regen die Produktion von Oxytocin an, das körpereigene „Wohlfühlhormon“, das dazu beiträgt, Stress abzubauen, Wachstums- und Heilungsprozesse zu fördern und die Gehirnentwicklung im Kindesalter zu unterstützen.
Weitere Spielideen zum „Zähne putzen“ gibt es hier.
Spielen mit Kindern – Was ist eigentlich echtes Spiel?
Der Entwicklungspsychologe Prof. Dr. Gordon Neufeld sagt:
„Kinder brauchen freie Bewegung und Handlungsmöglichkeiten in einem unbegrenzten Raum.
Echtes Spiel ist das spontane Tun, das nicht gelehrt oder befohlen werden kann.“
Besonders entscheidend ist das echte Spiel in den ersten sechs bis sieben Lebensjahren.
Wenn es in dieser Zeit kein Spiel gibt, gibt es entscheidende Störungen in der Verwirklichung des kindlichen Potentials.
Das Spiel hat eine grundlegende Rolle in der Entwicklung von jungen Kindern.
Kinder sollten in der Zeit möglichst viel spielen.
Wichtig:
Sie brauchen das Gefühl der Verbindung, sonst sind sie nicht mehr frei zu spielen.
Wer damit beschäftigt ist, sich zu vergewissern, ob eine vertraute, liebevolle Person in der Nähe ist, die sich um das Kind kümmert, kann nicht vertieft ins Spiel finden.
Nur wenn die Bindung und der Heimathafen da sind, gehen Kinder ins spontane Spiel.
Erst jetzt können sie sich ausdrücken und erkunden, und das ist die Art und Weise, wie Kinder lernen.
Im echten, freien Spiel findet Wachstum statt, der Geist blüht auf.
Viele Eltern neigen dazu, ihre Freude über etwas neu Erlerntes mit einem Lob zu verstärken.
Tatsächlich beeinflusst ein „Toll gemacht“ das Kind, denn es wird dadurch im Prozess des Spiels unterbrochen.
Loben sorgt langfristig dafür, dass sich Kinder nicht mehr frei ausdrücken und Dinge nur noch tun, um den Eltern zu gefallen.

Der Unterschied zwischen Arbeit und echtem Spiel
„Arbeit ist alles, wozu der Körper gezwungen wird. Spiel ist alles, wozu der Körper nicht gezwungen wird.“ – Mark Twain –
Spiel ist das Gegenteil von Arbeit.
Vorschulkinder suchen vor allem eines:
Spaß und Freude.
Der Schwerpunkt im Spiel liegt im Tun, die Motivation liegt im Tun, der Spaß liegt im Tun.
Bei der „Arbeit“ liegen Schwerpunkt, Motivation und Spaß immer im Ergebnis!
Beispiel: „Wenn du deine Erbsen isst, wirst du groß und stark“.
Dabei geht es um das Ergebnis, also ist es Arbeit.
Für ein Vorschulkind macht das keinen Sinn und hat nichts mit Freude und Spaß zu tun.
Beispiel: „Räume dein Zimmer auf, dann kannst du spielen gehen“.
Das ist Arbeit, denn es geht um das Ergebnis.
Vorschulkinder suchen jedoch nach Spaß und Freude.
Warum Kinder das Spielen brauchen
Im Spiel finden Kinder ihr wahres Selbst und lernen, es auszudrücken.
Die Vorschulzeit ist keine Zeit für Unterweisungen.
Erst im Spiel entwickelt sich das Gehirn, das dann bereit ist, Unterweisungen aufzunehmen und Probleme zu lösen.
Am besten funktioniert das Gehirnwachstum, wenn das Kind sich sicher sein kann, dass vertraute Menschen in der Nähe sind, an die sie gebunden sind.
Kinder brauchen das freie Spiel für ihre seelische Gesundheit und ihr Wohlbefinden.
Und sie brauchen es, um ihre Kreativität zu fördern.
Druck führt zu Leistung, aber nicht zu Kreativität.
Druck ist das Prinzip von „Arbeit“.
Kinder müssen nicht unterhalten werden! Echtes freies Spiel kommt von selbst
Wir müssen nichts vorgeben.
Wir müssen sie nicht unterhalten.
Wichtig ist, genug Freiheit von Bildschirmen und Anregungen einzuräumen, denn die stören das freie Spiel.
Halte alles, was dem Prinzip der „Arbeit“ entspricht, von deinem Kind fern.
Frühes Arbeiten und Lernen von Fähigkeiten braucht es nicht.
Es braucht keine Unterweisungen und keine Beschulung, wie das Erlernen des A, B, C oder 1, 2, 3.
Es ist also wichtig, dass alles auf „Spiel“ basiert.
Wir sollten alles, was unser Kind tun „soll“ mit Spaß anreichern, z.B. Lernen, Hygiene, Pflichten, Essen, Mithilfe, Aufgaben, Sport…
An dieser Stelle möchte ich die Bindungsspiele von Dr. Aletha Solter erwähnen.
Sie sind ein wunderbares Tool, um in den ersten Jahren spielerisch die Kooperation deines Kindes zu fördern und gleichzeitig Spaß und Freude zu haben, denn bei Bindungsspielen liegt die Motivation im Tun und nicht im Ergebnis.

Ein liebevolles zuhause ist viel wert
„Wenn das Zuhause Bedingungen bieten kann, die echtes Spiel fördern, ist das weitaus geeigneter für das Vorschulkind als Kindergarten oder Schule, wo Trennungsstress hinzukommen kann und / oder verletzende Interaktionen mit Gleichaltrigen, und wo die Gefahr der Gleichaltrigenorientierung besteht.“ – Prof. Dr. Gordon Neufeld
Wichtig ist:
Dein Kind muss sich wie zu Hause fühlen, wenn es schon nicht zu Hause ist.
Die Bezugsperson muss mit deinem Kind in Kontakt sein, in Verbindung stehen, in seiner Nähe sein.
Wenn es sich wie zu Hause fühlt, kann es kreativ sein und echtes Spiel ist möglich.
Wenn es sich nicht wohlfühlt, ist echtes Spiel nicht möglich.
Wer sagt, dass Kindererziehung schwer sein muss?!
Spielen mit Kindern, und vor allem die Bindungsspiele des Aware Parenting, fördern die Bindung zwischen Eltern und Kindern und helfen, wieder mehr Harmonie in den gemeinsamen Alltag zu bringen.
Durch die dadurch entstehende Nähe sind die Kinder kooperativer und die ewigen Machtkämpfe gehören der Vergangenheit an.
In meinem Artikel „Bindungsspiele“ werden alle neun Bindungsspiele vorgestellt.
Aus eigener Erfahrung mit meinen beiden Jungs Emil (7) und Finn (4), sowie den vielen Familien, die ich schon begleiten durfte, kann ich dir versprechen:
Bindungsspiele in eurem Alltag regelmäßig zu integrieren, das wird euer Leben verändern.
Die Stimmung wird sich heben, die Bindung zwischen euch fester, stärker und tiefer.
Gut gebundene Kinder kooperieren leichter und ihr werdet ein viel entspannteres und harmonischeres Miteinander erleben.
Schärfe deine Axt, statt dich weiterhin mit der stumpfen Axt abzumühen.
Lass dich auf das Spielen mit Kindern ein und du wirst eine enorme Veränderung in eurem zwischenmenschlichen Miteinander erleben.

Anleitung und Beratung für bedürfnisorientierte Erziehung
Ich bin nicht von Natur aus eine Spiele-Mama.
Aber ich habe im Laufe meines Mama-Daseins und in meiner langjährigen Erfahrung als zertifizierter Familiencoach und Aware Parenting Familienberaterin festgestellt, wie wichtig es ist, dass sich Eltern auf die Ebene ihres Kindes begeben.
Und was wollen Kinder am meisten?
Immer!
Spielen!
Daher ist das Spielen mit Kindern so wichtig.
Schau dir meinen kostenfreien Vortrag „4 Bindungsspiele einfach und praxisnah erklärt“ auf YouTube an.
Wenn du dir Hilfe und Unterstützung wünschst, mit Spielideen speziell auf deine Familie zugeschnitten, dann buche sehr gerne eine Einzelberatung bei mir.
Zusammen finden wir sicher Lösungen.